Aber was steckt eigentlich hinter der Fähigkeit, sich bestimmte Szenarien, Ziele oder Ergebnisse mental vorzustellen? Und wie erklärt die Neurowissenschaft diesen faszinierenden Prozess?
In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, wie Visualisierung im Neuromentaltraining auf neurowissenschaftlicher Ebene funktioniert und wie du sie gezielt einsetzen kannst, um deine mentalen Fähigkeiten zu stärken und deine Ziele zu erreichen.
Was ist Visualisierung?
Visualisierung beschreibt die mentale Technik, bei der wir uns bestimmte Bilder, Situationen oder Handlungen vorstellen, ohne sie tatsächlich physisch auszuführen. Im Grunde ist es eine Art “Training” des Gehirns, indem wir uns gedanklich auf bestimmte Szenarien vorbereiten und diese wiederholt durchspielen. Das Gehirn kann dabei kaum zwischen der Vorstellung einer Handlung und der tatsächlichen Durchführung unterscheiden. Das macht diesen Prozess so wirkungsvoll.
Visualisierung aus neurowissenschaftlicher Sicht im Neuromentaltraining – Die Rolle der Gehirnareale
Die Visualisierung ist eine mentale Technik, bei der wir uns bestimmte Szenarien, Bewegungen oder Ergebnisse vorstellen, ohne sie physisch auszuführen. Neurowissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Prozess der Visualisierung tief in der Funktionsweise des Gehirns verwurzelt ist. Verschiedene Gehirnareale und neuronale Netzwerke arbeiten zusammen, um mentale Bilder zu erzeugen, zu verarbeiten und zu nutzen. Im Folgenden erfährst du, wie die Visualisierung im Neuromentaltraining funktioniert und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen:
Aktivierung des visuellen Kortex (Okzipitallappen)
Der visuelle Kortex, der sich im Okzipitallappen (hinterer Bereich des Gehirns) befindet, ist das primäre Zentrum für die Verarbeitung visueller Informationen. Auch wenn Visualisierung nicht das tatsächliche Sehen einer Szene ist, wird dieser Teil des Gehirns aktiv, wenn wir uns visuelle Eindrücke vorstellen.
Beispiel: Wenn du dir vorstellst, an einem Strand zu sein, wird der visuelle Kortex aktiviert, um das Bild des Strandes – den Sand, das Meer und den Himmel – zu erzeugen.
Motorischer Kortex: Simulation von Bewegung
Der motorische Kortex spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Bewegungen zu steuern. Er befindet sich im Frontallappen des Gehirns und wird nicht nur bei tatsächlicher Bewegung aktiviert, sondern auch, wenn wir uns Bewegungen vorstellen.
Beispiel: Wenn ein Sportler sich vorstellt, wie er einen Basketball wirft, ist der motorische Kortex so aktiv, als ob er die Handlung tatsächlich ausführt. Das Gehirn bereitet sich so auf die eigentliche Bewegung vor und verbessert die Fähigkeit, die Handlung später präzise auszuführen.
Präfrontaler Kortex: Planung und Entscheidungsfindung
Der präfrontale Kortex spielt eine entscheidende Rolle bei der Visualisierung, insbesondere wenn es darum geht, zukünftige Handlungen zu planen und strategische Entscheidungen zu treffen. Er befindet sich im vorderen Teil des Gehirns und ist für höhere kognitive Funktionen wie das Problemlösen, die Entscheidungsfindung und das Aufrechterhalten von Aufmerksamkeit verantwortlich. Er ist entscheidend für das bewusste Steuern von Visualisierungsprozessen.
Beispiel: Wenn du dich auf eine Prüfung vorbereitest und dir vorstellst, wie du eine bestimmte Frage beantwortest, hilft der präfrontale Kortex. Er ordnet die Reihenfolge deiner Gedanken und unterstützt dich dabei, das Szenario klar zu visualisieren.
Hippocampus: Gedächtnis und Imagination
Der Hippocampus, eine Struktur im Schläfenlappen, ist für die Speicherung von Erinnerungen und die Navigation in der räumlichen Umgebung verantwortlich. Er ist auch entscheidend für das Abrufen von Gedächtnisinhalten und die Verknüpfung dieser Erinnerungen mit neuen Informationen.
Beispiel: Wenn du dir vorstellst, wie du eine bereits bekannte Strecke joggst, greift der Hippocampus auf die räumlichen Erinnerungen an diese Strecke zu. Er hilft dabei, diese mental zu rekonstruieren.
Amygdala: Emotionale Verarbeitung
Die Amygdala ist eine mandelförmige Struktur tief im Gehirn, die eine Schlüsselrolle bei der emotionalen Verarbeitung spielt. Sie ist besonders aktiv, wenn es um emotionale Reaktionen auf Bedrohungen oder positive Ereignisse geht.
Beispiel: Wenn du dir vorstellst, wie du bei einem sportlichen Wettkampf verlierst, sorgt die Amygdala für die damit verbundenen Gefühle. Sie erzeugt Emotionen wie Enttäuschung oder Traurigkeit.
Kleinhirn: Koordination und Feinabstimmung
Das Kleinhirn ist vor allem für die Koordination und Feinabstimmung von Bewegungen zuständig. Obwohl es sich hauptsächlich auf motorische Aktivitäten konzentriert, spielt es auch eine Rolle bei der mentalen Simulation von Bewegungsabläufen.
Beispiel: Ein Pianist, der sich die Bewegungen seiner Finger auf den Tasten vorstellt, aktiviert auch das Kleinhirn. Das hilft dabei, die feinmotorische Kontrolle mental zu üben.
Spiegelneuronen: Simulation von Handlungen
Spiegelneuronen sind eine spezielle Art von Neuronen, die sowohl dann aktiv sind, wenn wir eine Handlung ausführen, als auch, wenn wir jemand anderem bei derselben Handlung zusehen. Sie sind auch aktiv, wenn wir uns die Handlung nur vorstellen.
Beispiel: Wenn du dir vorstellst, wie ein Tennisprofi einen Schlag ausführt, aktivieren deine Spiegelneuronen die gleichen Bewegungsmuster im Gehirn, als ob du den Schlag selbst ausführst. Dies verbessert dein eigenes motorisches Lernen und die Vorbereitung auf ähnliche Bewegungen.
Wie diese Gehirnareale zusammenarbeiten
Der Prozess der Visualisierung im Neuromentaltraining ist ein Zusammenspiel all dieser Gehirnareale. Das Gehirn integriert Informationen aus verschiedenen Bereichen, um eine möglichst realistische Vorstellung zu erzeugen. Der präfrontale Cortex plant und strukturiert die Visualisierung. Der visuelle Cortex erschafft die inneren Bilder, der motorische Cortex simuliert Bewegungen, der Hippocampus bringt Erinnerungen ein, und die Amygdala fügt die emotionale Komponente hinzu. Die Spiegelneuronen und das Kleinhirn verstärken die mentale Simulation von Handlungen. Dabei erzeugen sie neuronale Muster, die echten Bewegungen oder Beobachtungen ähneln.
Durch regelmäßiges Visualisieren wird das Gehirn trainiert, diese Netzwerke effizienter zu nutzen. Das führt zu einer verbesserten Ausführung von Handlungen, besserer Konzentration und gesteigertem emotionalen Wohlbefinden.
FAZIT
Die Visualisierung ist eine mächtige Technik, die das Gehirn auf vielfältige Weise stimuliert. Verschiedene Gehirnareale arbeiten zusammen, um mentale Bilder zu erschaffen, die uns helfen, zukünftige Handlungen besser auszuführen, emotionale Stärke zu entwickeln und Ziele klarer zu sehen.
Im Neuromentaltraining kann diese Technik gezielt genutzt werden, um sowohl kognitive als auch emotionale Fähigkeiten zu verbessern. Indem du das Verständnis der beteiligten Gehirnregionen einbeziehst, kannst du die Wirkung deiner mentalen Übungen intensivieren und gezielt an der Verbesserung deiner Fähigkeiten arbeiten.
Visualisierung und die beteiligten Hormone im Neuromentaltraining
Neben den Gehirnarealen spielen auch Hormone eine wichtige Rolle bei der Visualisierung im Neuromentaltraining. Hormone wirken wie Botenstoffe im Körper und beeinflussen unser Verhalten, unsere Stimmung und sogar unsere Fähigkeit, uns zu konzentrieren und mentale Bilder zu formen. Hier sind die wichtigsten Hormone, die beim Visualisieren aktiv werden, und ihre jeweiligen Funktionen:
Dopamin: Das Belohnungshormon
Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für das Belohnungssystem und die Motivation im Gehirn verantwortlich ist. Es wird ausgeschüttet, wenn wir eine Aufgabe erfolgreich erledigen oder uns auf ein lohnendes Ziel freuen.
Bedeutung im Neuromentaltraining: Durch Visualisierungsübungen, die auf positive Ergebnisse abzielen, kannst du dein Dopaminlevel erhöhen. Dadurch wird Motivation gesteigert und Konzentration verbessert. Dopamin hilft dabei, mentale Bilder positiv zu verstärken und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass du deine Ziele tatsächlich erreichst.
Serotonin: Der Stimmungsregulator
Serotonin ist ein Hormon und Neurotransmitter, der mit der Regulierung von Stimmung, Wohlbefinden und Zufriedenheit in Verbindung steht. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung von Emotionen und dem Gefühl innerer Ruhe.
Bedeutung im Neuromentaltraining: Serotonin hilft, eine ruhige und positive Einstellung während der Visualisierung zu fördern. Dies ist besonders wichtig, wenn du deine Visualisierungstechniken zur Stressbewältigung oder Entspannung einsetzt. Indem du angenehme Szenarien visualisierst, unterstützt Serotonin die emotionale Stabilität. Es verringert Ängste oder negative Gedanken.
Cortisol: Das Stresshormon
Cortisol ist bekannt als das “Stresshormon”. Es wird in stressigen oder herausfordernden Situationen freigesetzt und bereitet den Körper darauf vor, mit schwierigen Situationen umzugehen. Bei dauerhaft hohen Werten kann es jedoch schädlich für die Gesundheit sein.
Bedeutung im Neuromentaltraining: Durch gezielte Visualisierungsübungen kannst du lernen, den Cortisolspiegel zu senken. Dies gelingt, indem du dich auf positive Szenarien oder erfolgreiche Bewältigungsstrategien konzentrierst. Das reduziert Stress und Angst. Es ermöglicht dir, schwierige Situationen ruhiger und fokussierter anzugehen.
Endorphine: Die körpereigenen Glückshormone
Die körpereigenen Glückshormone
Endorphine sind natürliche Schmerzmittel des Körpers. Sie werden bei körperlicher Anstrengung, aber auch bei positiven emotionalen Erfahrungen freigesetzt und sorgen für ein Gefühl des Wohlbefindens und der Euphorie.
Bedeutung im Neuromentaltraining: Indem du Szenarien visualisierst, die Glücksgefühle oder positive Erlebnisse enthalten, kannst du Endorphine freisetzen. Diese helfen dir, stressige Situationen mit mehr Gelassenheit zu meistern. Endorphine sind besonders hilfreich, wenn du Visualisierungstechniken zur Schmerzbewältigung oder zur Steigerung des Wohlbefindens nutzt.
Oxytocin: Das Bindungs- und Vertrauenshormon
Das Bindungs- und Vertrauenshormon
Oxytocin wird oft als “Bindungshormon” bezeichnet. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Schaffung sozialer Bindungen und beim Aufbau von Vertrauen. Es wird freigesetzt, wenn wir uns geborgen und sozial verbunden fühlen.
Bedeutung im Neuromentaltraining: Oxytocin kann in Visualisierungsübungen eingesetzt werden, um das Vertrauen in dich selbst und andere zu stärken. Dies ist besonders hilfreich bei der Vorbereitung auf Teamarbeit, soziale Interaktionen oder sogar bei der Überwindung von sozialen Ängsten.
GABA: Der Neurotransmitter der Entspannung
GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist ein Neurotransmitter, der die neuronale Aktivität hemmt und damit eine beruhigende und entspannende Wirkung auf das Nervensystem hat.
Bedeutung im Neuromentaltraining: GABA ist besonders nützlich bei Visualisierungsübungen, die auf Stressabbau oder Entspannung abzielen. Durch die bewusste Steuerung des Geistes in entspannende mentale Bilder wird GABA freigesetzt. Es trägt zur Senkung von Anspannung und Angst bei.
Fazit
Die Wirkung von Visualisierung geht weit über das bloße mentale Vorstellen hinaus. Sie wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Gehirnarealen und Hormonen unterstützt, die emotionale, kognitive und körperliche Prozesse beeinflussen.
Dopamin, Serotonin, Cortisol, Endorphine, Oxytocin und GABA arbeiten zusammen. Sie machen deine Visualisierungsübungen effektiver und helfen dir, stressige Situationen zu meistern, Motivation zu steigern oder Entspannung zu fördern.
Indem du dieses Wissen in dein Neuromentaltraining integrierst, kannst du deine Visualisierungsübungen gezielter gestalten. So verstärkst du die gewünschten mentalen und physischen Effekte.
Die Anwendung der Visualisierung im Neuromentaltraining: Ein praktischer Leitfaden
Die Visualisierung ist eine kraftvolle Technik, die im Neuromentaltraining auf viele verschiedene Arten angewendet werden kann. Sie hilft dabei, mentale Stärke aufzubauen, körperliche Fähigkeiten zu verbessern, emotionale Resilienz zu fördern und spezifische Ziele zu erreichen. Visualisierung im Neuromentaltraining funktioniert, indem sie das Gehirn in die Lage versetzt, neuronale Netzwerke zu aktivieren. Diese Netzwerke werden so aktiv, als ob wir die Szenarien tatsächlich erleben würden.
In diesem Abschnitt zeige ich dir, wie du die Visualisierung konkret anwenden kannst. Egal, ob im Sport, im Berufsleben, bei der Stressbewältigung oder für persönliches Wachstum, Visualisierung ist ein wertvolles Werkzeug.
Zielgerichtete Visualisierung: Ein klares Bild schaffen
Der erste Schritt zur effektiven Visualisierung besteht darin, sich ein klares und detailliertes Bild eines Ziels oder einer Handlung vorzustellen. Das Bild sollte so realistisch wie möglich sein, um das Gehirn optimal zu aktivieren.
Wie geht das?
- Setze dich in eine ruhige Umgebung: Wähle einen Ort ohne Ablenkungen, damit du dich vollständig auf deine Visualisierung konzentrieren kannst.
- Schließe die Augen: Dies erleichtert es dem Gehirn, sich voll auf das innere Bild zu konzentrieren.
- Stelle dir dein Ziel lebhaft vor: Visualisiere, wie du eine spezifische Handlung erfolgreich ausführst – sei es, wie du eine Präsentation hältst, ein schwieriges Gespräch meisterst oder einen sportlichen Erfolg erzielst.
- Nutze alle Sinne: Integriere visuelle (was du siehst), akustische (was du hörst), kinästhetische (körperliche Empfindungen) und emotionale Elemente in deine Visualisierung. Je mehr Sinne involviert sind, desto stärker aktiviert das Gehirn die entsprechenden neuronalen Netzwerke.
Beispiel:
Ein Marathonläufer könnte sich vorstellen, wie er die Ziellinie überquert. Er sieht die Strecke vor sich, hört das Publikum jubeln, fühlt den Boden unter seinen Füßen und erlebt das Gefühl der Euphorie, wenn er das Ziel erreicht.
Bewegungsabläufe verbessern: Motorische Visualisierung
Die motorische Visualisierung, bei der du dir spezifische Bewegungen vorstellst, ist besonders hilfreich, um körperliche Fähigkeiten zu verbessern. Dies aktiviert den motorischen Cortex im Gehirn und stärkt die neuronalen Bahnen, die an der tatsächlichen Ausführung der Bewegungen beteiligt sind.
Wie geht das?
- Wähle eine konkrete Bewegung: Dies kann eine sportliche Technik, ein Tanzschritt oder eine körperliche Handlung sein, die du verbessern möchtest.
- Visualisiere die Bewegung im Detail: Stelle dir die Bewegung so präzise wie möglich vor. Denke dabei nicht nur an den Ablauf der Bewegung, sondern auch daran, wie sich dein Körper dabei anfühlt.
Beispiel:
Ein Tennisspieler, der seine Aufschläge verbessern möchte, könnte sich vorstellen, wie er den Schläger hält, den Ball hochwirft und einen perfekten Schlag ausführt. Er spürt die Spannung in den Muskeln und das Timing des Schlags.
Tipp:
Je häufiger du diese mentale Übung durchführst, desto präziser und schneller kann dein Körper die Bewegung später ausführen. Studien zeigen, dass mentales Training motorische Fähigkeiten ähnlich wie physisches Training verbessern kann.
Mentale Vorbereitung auf Stresssituationen
Visualisierung im Neuromentaltraining ist ein effektives Werkzeug, um sich mental auf stressige Situationen vorzubereiten. Das kann bei Prüfungen, wichtigen Präsentationen oder öffentlichen Auftritten helfen. Indem du dir vorstellst, wie du eine stressige Situation souverän meisterst, kann das Gehirn sich auf diesen Moment einstellen. So wird die Angst vor der tatsächlichen Situation verringert.
Wie geht das?
- Visualisiere die stressige Situation: Stelle dir vor, wie du dich in einer Herausforderung befindest, z. B. vor einem Publikum sprichst oder eine Prüfung ablegst.
- Stelle dir einen positiven Ausgang vor: Visualisiere dich dabei ruhig, selbstbewusst und konzentriert. Achte darauf, wie du atmest, wie du dich fühlst und wie du die Situation erfolgreich meisterst.
- Integriere Bewältigungsstrategien: Visualisiere, wie du mit möglichen Hindernissen umgehst, z. B. mit einer unerwarteten Frage oder einer unangenehmen Situation.
Beispiel:
Wenn du dich auf eine Präsentation vorbereitest, stelle dir vor, wie du vor deinem Publikum stehst. Stelle dir vor, wie du flüssig sprichst, positive Rückmeldungen erhältst und das Publikum begeistert ist. Visualisiere, wie du auf Fragen souverän antwortest und die Situation unter Kontrolle hast.
Tipp:
Visualisierung zur Stressbewältigung hilft, den Cortisolspiegel (Stresshormon) zu senken und das Nervensystem zu beruhigen. Je öfter du diese Übung durchführst, desto ruhiger und gelassener wirst du in der realen Situation reagieren.
Motivation und Zielerreichung: Positive Selbstbilder schaffen
Visualisierung im Neuromentaltraining kann auch dazu verwendet werden, die eigene Motivation zu steigern. Das gelingt, indem du dir wiederholt vorstellst, wie du deine Ziele erreichst. Diese Technik fördert die Freisetzung von Dopamin, dem Belohnungshormon. Dopamin verstärkt Motivation und Vorfreude.
Wie geht das?
- Definiere ein klares Ziel: Bestimme, was du durch die Visualisierung im Neuromentaltraining erreichen möchtest, sei es ein beruflicher Erfolg, das Erreichen einer sportlichen Bestleistung oder eine persönliche Herausforderung.
- Visualisiere deinen Erfolg: Stelle dir lebhaft vor, wie du dein Ziel erreichst. Sieh dich selbst am Ziel und erlebe die damit verbundenen Emotionen. Fühle, wie sich der Erfolg anfühlt, und integriere diese positiven Gefühle in deine Visualisierung.
- Wiederhole die Visualisierung regelmäßig: Je öfter du dir den Erfolg vorstellst, desto stärker verankert sich dieses Bild in deinem Gehirn und beeinflusst dein Handeln positiv.
Beispiel:
Wenn du dich auf eine Beförderung vorbereitest, stelle dir vor, wie du dein neues Büro betrittst. Stelle dir vor, wie du den Glückwunsch deiner Kollegen entgegennimmst und dein erstes Meeting als Führungskraft erfolgreich leitest.Visualisiere die Zufriedenheit und den Stolz, den du dabei empfindest.
Regeneration und Entspannung: Stress abbauen durch Visualisierung
Visualisierungstechniken im Neuromentaltraining können auch zur Entspannung und Stressreduktion verwendet werden. Durch die Vorstellung von beruhigenden Bildern und Situationen wird das Nervensystem beruhigt. Das trägt zur Senkung des Cortisolspiegels bei. Zusätzlich werden GABA und Endorphine freigesetzt, die für Entspannung und Wohlbefinden sorgen.
Wie geht das?
- Setze dich oder lege dich bequem hin: Achte darauf, dass du dich wohlfühlst.
- Visualisiere einen ruhigen Ort: Stelle dir einen Ort vor, an dem du dich vollkommen entspannt fühlst, z. B. einen Strand, einen Wald oder einen ruhigen Raum.
- Nutze alle Sinne: Spüre die Sonne auf deiner Haut, höre das Rauschen des Meeres oder rieche den Duft von Blumen. Je mehr Sinne du einbeziehst, desto intensiver wird die Entspannung.
- Atme bewusst und langsam: Integriere bewusstes Atmen in deine Visualisierung, um den Entspannungsprozess zu vertiefen.
Beispiel:
Wenn du dich gestresst fühlst, stelle dir vor, wie du in einem ruhigen Wald spazierst. Du hörst das Zwitschern der Vögel, fühlst den weichen Boden unter deinen Füßen und atmest die frische Waldluft ein. Dein Körper entspannt sich, und du fühlst dich zunehmend ruhig und erholt.
Tipp:
Diese Form der Visualisierung im Neuromentaltraining ist besonders hilfreich, um nach einem stressigen Tag oder vor dem Schlafen zur Ruhe zu kommen.
Selbstbewusstsein stärken: Visualisierung zur Stärkung der inneren Stärke
Eine weitere wichtige Anwendung der Visualisierung im Neuromentaltraining ist die Stärkung des Selbstbewusstseins. Indem du dir regelmäßig vorstellst, wie du Herausforderungen meisterst und Erfolge erzielst, kannst du dein Selbstvertrauen und deine emotionale Resilienz steigern.
Wie geht das?
- Visualisiere positive Selbstbilder: Stelle dir vor, wie du Herausforderungen selbstbewusst und stark bewältigst. Visualisiere dich als jemanden, der Kontrolle über seine Emotionen hat und in stressigen Situationen ruhig bleibt.
- Stelle dir schwierige Situationen vor: Visualisiere, wie du in schwierigen Situationen die Kontrolle behältst und souverän agierst. Dies kann dir helfen, auch in der Realität mit größerer Gelassenheit und Sicherheit aufzutreten.
Beispiel:
Wenn du an Selbstzweifeln leidest, stelle dir vor, wie du in einer herausfordernden Situation selbstsicher und stark agierst. Visualisiere, wie du erfolgreich auf die Herausforderungen reagierst und den Respekt und die Anerkennung anderer erhältst.
Fazit: Die Macht der Visualisierung im Neuromentaltraining nutzen
Visualisierung im Neuromentaltraining ist mehr als nur “Tagträumerei”. Sie ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, um mentale und physische Leistungsfähigkeit zu steigern, Stress abzubauen und Ziele effektiver zu erreichen. Durch die Aktivierung relevanter Gehirnareale und die Nutzung von Spiegelneuronen unterstützt dich Visualisierung dabei, mental auf jede Herausforderung vorbereitet zu sein.
Wenn du also dein Neuromentaltraining auf das nächste Level heben möchtest, integriere regelmäßige Visualisierungsübungen in deinen Alltag. Dein Gehirn wird es dir danken – und du wirst überrascht sein, wie viel du durch mentale Bilder allein erreichen kannst.
Literaturquellen
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